In einem nicht enden wollenden, chaotischen Werkstattraum verfolgt Paul Gecko und seine Frau ein blauer Tiguan. Verzweifelt versuchen sie das Serviceheft zu verstecken. Die Serviceberater, die in dem blauen Wagen sitzen, halten jedoch Kurs auf sie. Die hartnäckigen Serviceberater sind kurz davor Paul und seine Frau ein zu holen, um ihnen eine kostspielige Wartung auf zu schwätzen. Doch plötzlich halten die Serviceberater an und steigen aus als wäre nichts gewesen. Sie haben etwas anderes zu erledigen.
In einem unbemerkten Augenblick entreißt Paul ihnen das Fahrzeug und fährt es auf eine Hebebühne, um es hoch zu heben und vor den Serviceberatern zu verstecken. Später möchte er den Wagen nicht repariert wieder mitnehmen, um die teuren Wartungen zu umgehen. Aber Paul hat Pech, jemand hat die Reifen aufgeschlitzt und der Wagen ist nicht mehr fahrtüchtig. Pauls Frau findet, er übertreibe gehörig und schickt ihn in die Serviceabteilung. Als er die Sekretärin fragt, was zu warten sei, antwortet sie wie selbstverständlich, es stünde kein Servicedienst an, da er vor 3 Wochen erst mit dem blauen Fahrzeug vorgefahren ist.
Beruhigt sucht er den Ausgang aus der Autowerkstatt. Doch er findet ihn nicht. Wieder verfolgt ihn jemand. Einer von der Kasse will ihm eine saftige Rechnung aufbrummen. Er flieht über das Dach und entdeckt an einem Lüftungsschacht einen tiefen Abgrund als letzten Ausweg. Will den dieser Verfolgungswahnsinn überhaupt nicht enden, grübelt verzweifelt Paul Gecko. Die Situation wird so absurd für ihn, dass er nachdenklich wird, ob er sich in einem Albtraum befindet.
Paul befindet sich in seinem TRAUM und wagt den Absprung vom Dachfirst. Tatsächlich kann er fliegen und genießt es. Vom Fliegen hat er jedoch bald genug. Er möchte die Gelegenheit nutzen und noch ein paar grundsätzliche Dinge klären, die ihn in letzter Zeit wiederholt beschäftigt haben. Zum Beispiel sein Verhältnis zu seinem Vater.
Wartung der Kindheit
Sein Vater ist im Gegensatz zu ihm ein nüchterner, distanzierter Analytiker, der alles ganz genau wissen und kalkulieren will. Nichts überlässt er dem Zufall. Obwohl Paul Gecko manchmal nicht seine Herkunft und Ähnlichkeit zum Charakter seines Vater leugnen kann, ist er von einem anderen Holz geschnitzt. Auch er verliert sich manchmal in Zahlen. Doch Paul kann 5 auch einmal gerade sein lassen und sich dem unvorhersehbaren Zufall widmen. Denn er findet, alles ist im Fluss. Paul kann und will nicht alles in seinem Leben vorbestimmen. Im Gegenteil, er liebt die kleinen, unspektakulären Überraschungen, die sein Gefühlsleben bereichern. Hier fühlt er sich heimisch.
Plötzlich befindet er sich in einem Schulgebäude oder Ausstellungsraum. Transparente Vorhänge umgeben ihn wie Wasservorhänge. Auf ihnen erkennt Paul Gecko digitale Nullen und Einsen, die sich zu einem wogenden kühlen schwarz/ weiß Gemälde verdichten. Ihm wird bewusst, dies ist eine weitere perfekte Täuschung, die sich zwischen seinem Vater und ihm als nicht enden wollendes Beziehungsmuster entwickelt hat. Hier bei seinem Vater fühlt er sich nur als Gast.
Wartung der hilflos Gestrandeten
Er widmet sich anderen Personen, die hier im reichen Deutschland Zuflucht gesucht haben. Es sind Menschen dabei, die schwere Schicksale wie Krieg, Vertreibung, Wirtschafts- und Naturkatastrophen erlebt haben. Sie sind weit gereist auf der Flucht auf seinem Bahnhof gelandet. In den Ländern, aus denen sie geflüchtet sind, haben sie hauptsächlich Hass, Rache, Gier und Gewalt kennen gelernt. Deshalb sind sie auch mit einfachen Dingen zu erfreuen und zufrieden zu stellen.
Hier auf dem Bahnhof der hilflos Gestrandeten trifft Paul auf eine Philippinerin, die durch einen Wirbelsturm nicht nur ihr zuhause, sondern auch 11/2 Finger verloren hat. In ihrer Heimat wurde sie nur notdürftig behandelt, weil Krankenhäuser überbelegt, Ärzte überfordert und Medikamente zu teuer sind. Sie hat so viel Schlimmes durchlebt, dass sie sich selbst an ein paar lila Blumen erfreuen kann.
Paul sieht sich ihre Verwundung an und empfiehlt ihr dringend sie hier richtig und sauber von einem westlichen, teuren Arzt behandeln zu lassen, auch wenn sie sich dabei verschuldet. Schließlich geht es um ihr Leben und da darf sie auch sich in seinem reichen Land verschulden. Gegenüber ihren Sorgen treten seine Probleme mit hohen Reparaturen- und Wartungskosten seines blauen Fahrzeugs in den Hintergrund.
Doch nun bemerkt er, es ist immer noch sein Klartraum und er will ihn nun beenden. Befreit und zufrieden im Bewusstsein, dass wir Menschen alle eine große Familie sind, schwebt er aus den engen Straßenschluchten zu einem hohen, bunten, strahlenden Kirchenfenster hinauf. Langsam wacht Paul aus seinem Traum auf.
Email an Klaus- H. Schader