Paul Gecko und seine Frau sind bei der Berlinale in einem Cafe auf einem großen Platz. Hier trifft sich die Filmprominenz mit ihrem Publikum. In der Nähe am Nachbartisch sitzt der bekannte sympathische Schauspieler Jan Josef Liefers. Pauls Frau kommt mit ihm ins Gespräch. Doch bevor Paul ihn etwas fragen kann, beginnen die Filmvorführung.
Liefers Frau und seine Kinder kommen vorbei, um mit ihm zu klären in welchen Film sie gehen. Seine Frau, die nicht seine reale Frau Anna Loos ist, ist eine unscheinbare Schönheit. Ihr Gesicht ist blass und unauffällig. Sie will in einen Film mit ihrem Mann als Darsteller gehen. Es ist offensichtlich, dass sie sich im Glanz ihres Mannes sonnen will. Doch Liefers verwehrt ihr diese Illusion und will lieber einen unbekannten Film besuchen. Sie können sich nicht einigen und gehen getrennt ins Kino. Paul Gecko und seine Frau sind noch unentschieden und von der Begegnung mit Liefers zu sehr beeindruckt. Was werden ihre Verwandten, Freunde und Bekannten sagen, wenn sie ihnen von der Begegnung mit Liefers erzählen?
Da Paul und seine Frau sich auch nicht für einen gemeinsamen Film entscheiden können, gehen auch sie getrennte Wege. Während sie in eine Kirche geht, hält Paul Gecko sich auf dem Vorplatz der Kirche im Freien auf. Über die Analogie zwischen den Liefers und ihnen ist Paul so verblüfft, dass er im Traum aufwacht. Dieser Kirchenvorplatz ist sein Traum- und Meditationsgebiet. Nicht die Kirche mit ihren öffentlich zur Schau getragen Heiligtümer, die stilisiert und unangreifbar zelebriert werden, lädt ihn ein zur allumfassenden Gotteserfahrung, sondern sein persönlicher Kirchenvorplatz.
Schweben über Gottes Acker
Paul Gecko schwebt über der unscheinbaren Erde, der nichts anderes ist als Gottes Acker! Unter ihm verbergen sich seine Schätze. Er schwebt höher und bewundert die alten Bäume, die über diesen Schätzen wachen und unter ihren Wurzeln verknotet beschützen. Er fliegt noch höher und entdeckt eine alte verborgene hölzerne Seitentür einer Kapelle, die in einen muffigen, unterirdischen Raum führt, der den Urahnen nicht nur ihr Heiligtum gewesen ist, sondern auch einmal als Rückzugsraum vor ihren Feinden gedient hat.
Paul Gecko tritt in die Katakombe ein und ist erst einmal alleine. Er denkt sich, dass kann es doch nicht gewesen sein, dass er sein allumfassendes Erlebnis beim Schweben mit niemandem teilen kann. Als er den Weg zurück zu den Menschen sucht, muss er sich durch einen engen Schacht nach oben zwängen. Doch als Klarträumer ist das für ihn ein Kinderspiel. Es gibt für ihn hier keine physikalischen Hindernisse. Die Gedanken sind in seinen Träumen wie in der Demokratie frei.
Unmögliche Übertragung von religiösen Traumerfahrungen
Als er ins Freie nach oben kommt, befindet er sich auf einem Sportfest mit Jugendlichen. Paul Gecko überlegt, ob er die Jugendlichen von seinen religiösen Traumerfahrungen überzeugen will. Denn die Jugend ist noch leichter von neuen Ideen zu begeistern als die gestandenen Erwachsenen. Trotzdem ist die Überzeugungsarbeit für ihn eine äußerst schwierige Aufgabe, denn die meisten von den Jugendlichen hier haben nur ihren Sport und ihre Idole im Kopf. Er ist auch kein Rattenfänger von Hameln, der durch sein Flötenspiel die Jugendlichen in Bann ziehen kann. Hier endet sein bewusster, sehr luzider Klartraum.
Doch es geht unbewusst weiter: Liefers schneidet seinen neuesten Film im Tatortambiente seines forensischen Instituts. Er wird assistiert von einer kleinen, unscheinbaren Person im weißen Kittel. Als der Traumprojektor eingeschaltet wird, ist Paul Gecko erst einmal vom Licht geblendet. Es ist für ihn nicht erkennbar, was das zu bedeuten hat. Er erkennt nicht, dass es seine subjektive Projektion ist und wird im Traum wach. Stattdessen befindet er sich in einer Filmszene, in dem bekannte Schauspieler, die er alle auf der Berlinale gesehen und getroffen hat, auftreten.
Als er seinen Verwandten, Freunden und Bekannten erzählt, wen er alles auf der Berlinale getroffen hat, sind sie baff und begeistert.
Paul Gecko wacht endgültig daraufhin, schockiert über die Banalisierung seines schönen Traumes, auf. Denn er merkt, nicht die Traumidee oder die Handlung sind von Bedeutung, sondern nur die prominenten Akteure, die bekannten Gesichter, die allseits anerkannten Stilikonen oder berühmten Idole, die im Klartraumfilm gespielt haben, zählen.
Sein Klartraum ist nur eine elegante, anmutige Anekdote, auf die er allerdings um keinen Preis verzichten will. Entweder ist es ihm egal was die Hautevolee mit ihren Würdenträgern zu seinen Klarträumen sagt oder er macht sich zu ihrem unterwürfigen, kleinlauten Verehrer und vergisst erst einmal was er mit Klarträumen verbindet.
Ablenkung durch verführerische sexuelle Wünsche
Als Paul Gecko wieder einschläft, befindet er sich in einem Schwimmbad mit Wellenmachine. Er ist noch stark mitgenommen von dem aufwühlenden, emotionalen Erlebnis des Schwebens in seinem Klartraum mit seiner unerwarteten schockierenden Wendung. Die emotionale Wellenmaschine seiner Träume sieht aus wie ein Dampfkessel, der sich auf- und ab bewegt und jeder Zeit explodieren kann. Der Dampfkessel wird gesteuert von einer reifen Frau, die streng über die Maschine wacht und dafür sorgt, dass keiner ihr zu nahe kommt.
Als der Wellenbetrieb beginnt, will er Fotos von den aufgewühlten Wellen machen, weil er sich davon ein paar interessante Eindrücke für seine neuen grafischen Arbeiten erhofft. Dazu legt er an den Beckenrand einen Glasteller, der interessante Lichtringe, Brechungen und Schattierungen des Wasser aufnimmt.
Eine schöne junge Frau am Beckenrand zwinkert verführerisch Paul zu. Sie hat sich entkleidet und sofort zwickt es ihn im Bauch ihren wohlgeformten Körper beiläufig aber scharf mit auf die Linse zu nehmen. Die ältere, weise Frau ermahnt ihn jedoch nicht zu sehr sich von dem wogenden Wasser mitreißen zu lassen, um nicht den allumfassenden Blick für das Wesentliche, die Klarheit des Traumes, seinen persönlichen Schatz des Lebens, zu verlieren.
Email an Klaus- H. Schader